— ca 1000 v. Chr. —
Alte ägyptische Quellen belegen die Existenz von bildlichen Beschreibungen, die sich mit der Ausführung einer Technik befassen: Beispielsweise die Darstellung der Arbeitsschritte zum Schmelzen von Metall oder die Abbildung eines Arbeiters in gebückter Haltung vor einer Feuerstelle, die mit den Worten „In den Ofen blasen“ versehen ist.
— 1420 —
Die wahrscheinlich erste deutschsprachige Gebrauchsanleitung ist das Feuerwerkbuch von 1420, in dem es um die Kunst der Büchsenmeisterei geht – die Kunst, Feuerwaffen und Pulvermischungen herzustellen und mit ihnen umzugehen. Sicherheitshinweise sind bereits damals enthalten.
— 1500 —
Leonardo Da Vinci (1452–1519) gilt als Erfinder der „Explosionszeichnung“, die schon damals fast alle Elemente enthält, die auch in modernen Anleitungen zu finden sind. Neu ist, dass er neben der Beschaffenheit der Maschine auch deren Funktionsweise auf zeichnerische Weise erklärt.
— 1528 —
Eine neue Form der technischen Dokumentation stellt die „Drei-Tafel-Projektion“ von Albrecht Dürer dar. Hier werden die Proportionen des menschlichen Körpers perspektivisch von verschiedenen Seiten dargestellt.
— 1881 —
Die „Anweisung zur Benutzung der Fernsprechanschlüsse“ im Berliner Telefonbuch von 1881, die im Anschluss an das Teilnehmerverzeichnis abgedruckt werden musste, ist das wohl am besten dokumentierte Beispiel einer frühen deutschsprachigen Gebrauchsanleitung:
„Beim Anruf Kurbel einmal langsam herumdrehen!“
„Während des Gesprächs nicht Kurbel drehen!“
„Nach Gesprächsschluß Hörer anhängen!“
„Schlußzeichen nicht vergessen!“
— 1902 —
In der Anleitung zum Phaeton von der Benz & Co. Rheinische Gasmotoren Fabrik A.G. Mannheim heißt es:
„Das Bremsen des Wagens erfolgt neben einer an der linken Seite des Wagens angebrachten Handbremse hauptsächlich durch Bethätigung des linken Fußhebels (h), welche als Bandbremse auf an beiden Hinterrädern befestigte Bremsscheiben (k) wirkt, während gleichzeitig wie schon oben erwähnt, der Riemen automatisch ausgerückt wird.“
In der dazugehörigen Zeichnung sind die für die Beschreibung notwendigen Positionsnummern enthalten.
— 1909 —
Franz Kafka (1883–1924) schreibt für die Arbeiter-UnfallVersicherungs-Anstalt des Königreichs Böhmen die „Unfallverhütungsmaßregel bei Holzhobelmaschinen“, in welcher der sicherheitstechnische Unterschied zwischen runden Wellen und Vierkantwellen erklärt wird, veranschaulicht durch Zeichnungen von möglichen Verletzungen.
— 1930 —
In den 30er Jahren gab es schon kurze, bebilderte Gebrauchsanweisungen, sogar mehrsprachig, wie hier für den Staubsauger PROTOS.
Sie beschrieben vorrangig die unterschiedlichen Einsatzgebiete (“Trocken-Stäuber, Naß-Stäuber, Saugstriegel, Insektenvertilger, Sprudelbad”) und waren wie Romane illustriert.
— 50er / 60er Jahre —
In den 50er und 60er Jahren nehmen Elektrogeräte der Hausfrau zunehmend Tätigkeiten ab. Für die Funktionsweise dieser Geräte sind erstmalig Bedienungsanleitungen für Laien notwendig. Schon fast legendär ist der folgende Satz aus der Bedienungsanleitung für einen BOSCH Kühlschrank von 1956:
„Die Kühlmaschine einmal im Jahr zu pflegen, dazu verpflichten Sie am besten Ihren Mann.“
Zur Schilderung der auszuführenden Handlungen wird nun vermehrt Fotografie eingesetzt.
— Heute —
Bei den heutigen Gebrauchsanweisungen geht der Trend zu Strichzeichnungen in kleinen Formaten, reduziert auf die handlungsrelevante visuelle Information. Die Abbildung ist so gestaltet, dass die angezielten Lernprozesse begünstigt und unnötige Verarbeitungsprozesse vermieden werden.
Gebrauchsanleitungen sind in Deutschland mittlerweise zur gesetzlich vorgeschriebenen Produktbeilage geworden.