Leichte Sprache vs. Einfache Sprache

    Einfache Sprache in der Technischen Redaktion

    Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) sollen einheitliche Standards in der gesamten Europäischen Union geschaffen werden, um den Zugang zu Produkten und Dienstleistungen für alle Menschen, insbesondere für Menschen mit Behinderungen, zu verbessern. Das bedeutet unter anderem, dass Dienstleister ihre Informationen, besonders Texte, barrierefrei zugänglich machen müssen.

    Leichte oder Einfache Sprache?

    Leichte und Einfache Sprache sind keine Synonyme. Sie unterscheiden sich in ihrer Form, den Regeln und der Zielgruppe. Beide Formen sollen Texte verständlicher machen, richten sich aber an unterschiedliche Bedürfnisse. So ist Leichte Sprache stärker vereinfacht und für Menschen mit größeren Verständnisproblemen gedacht.

    Leichte Sprache

    Zielgruppe

    Menschen mit geistigen Behinderungen, Lernschwierigkeiten oder sehr geringen Sprachkenntnissen (z.B. Menschen mit Behinderungen, Demenz oder beginnenden Deutschkenntnissen).

    Merkmale

    ➔ Sehr einfache Wörter und kurze Sätze (oft nur Hauptsätze).
    ➔ Keine Fachbegriffe oder Fremdwörter, sondern Alltagssprache.
    ➔ Viel Wiederholung und klare Struktur (z. B. ein Gedanke pro Satz).
    ➔ Oft mit Bildern oder Symbolen unterstützt.

    Beispiel: „Ich gehe einkaufen. Ich kaufe Brot. Brot ist lecker.“

    Ziel

    Maximale Verständlichkeit für Menschen mit stark eingeschränkten kognitiven oder sprachlichen Fähigkeiten.

    Einfache Sprache

    Zielgruppe

    Menschen mit grundlegenden Sprachkenntnissen, die aber Schwierigkeiten mit komplexen Texten haben (z. B. Menschen mit geringer Bildung, Nicht-Muttersprachler oder ältere Menschen).

    Merkmale

    ➔ Einfache, aber nicht so stark vereinfachte Wörter und Sätze.
    ➔ Auch Nebensätze sind erlaubt, aber nicht zu kompliziert.
    ➔ Vermeidung von Fachjargon, Abstraktionen oder langen Schachtelsätzen.

    Beispiel: „Ich gehe einkaufen, weil ich Brot brauche. Brot schmeckt mir gut.“

    Ziel

    Verständlichkeit für ein breiteres Publikum, ohne die Sprache so stark wie in der Leichten Sprache zu reduzieren.

    Normen und Regeln für Einfache Sprache

    Regeln für Leichte Sprache und Einfache Sprache

    Die Leichte Sprache beruht zum Großteil auf den Regeln des Netzwerk Leichte Sprache e.V.  (Download PDF). Sie verzichtet weitestgehend auf Nebensätze und kommt mit kurzen Hauptsätzen aus. Auch das Schriftbild und die Optik sind definiert.

    Einfache Sprache hingegen hat keine festen Regeln. Die Anforderungen und Empfehlungen sind in DIN Normen festgehalten:

    DIN ISO 24495-1:2024-03

    Einfache Sprache ist Kommunikation, die die Zielgruppe an erste Stelle stellt. Sie berücksichtigt: – was Leser und Leserinnen wissen wollen und wissen müssen; – das Interesse, den Wissensstand und die Lesefähigkeit der Leser und Leserinnen; – den Kontext, in dem die Leser und Leserinnen das Dokument verwenden. Einfache Sprache sorgt dafür, dass die Lesenden finden können, was sie brauchen, und die Informationen verstehen und verwenden können. Anstatt auf Mittel wie Lesbarkeitsformeln konzentriert sich Einfache Sprache also darauf, wie erfolgreich die Zielgruppe das Dokument verwenden kann. Dieses Dokument unterstützt Autoren und Autorinnen beim Erstellen von Dokumenten für eine wirksame Kommunikation mit der vorgesehenen Zielgruppe. Es ist für die meisten Schriftsprachen anwendbar. Es gibt den aktuellsten Forschungsstand zu Einfacher Sprache sowie die Erfahrungen von Fachleuten im Bereich der Einfachen Sprache wieder. Dieses Dokument enthält Grundsätze und Leitlinien zum Erstellen von Dokumenten in Einfacher Sprache. Die Leitlinien erläutern, wie die Grundsätze interpretiert und angewendet werden. Dieses Dokument richtet sich somit an alle, die Dokumente erstellen oder dabei unterstützen. Am häufigsten wird Einfache Sprache in Dokumenten verwendet, die für die allgemeine Öffentlichkeit vorgesehen sind. Einfache Sprache ist jedoch zum Beispiel auch auf die technische Redaktion, beim Erstellen von Rechtstexten oder beim Einsatz von kontrollierten Sprachen anwendbar. Dieses Dokument ist für die meisten, wenn nicht sogar für alle, Schriftsprachen anwendbar. Für dieses Dokument ist das Gremium NA 105-00-07-02 AK “Einfache Sprache” im DIN-Normenausschuss Terminologie (NAT) zuständig.

    DIN Norm 8581-1

    Dieses Dokument legt für das Deutsche allgemeine Regeln für das Verfassen von Sachtexten in Einfacher Sprache fest. Diese Regeln orientieren sich an den allgemeinen Prinzipien in DIN ISO 24495-1. Diese Prinzipien sind das Gerüst für Einfache Sprache (plain language) und sie sind sprach- und kulturneutral gefasst. Zielgruppe Einfacher Sprache sind ausdrücklich nicht Leser oder Leserinnen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Insofern sind Prinzipien und Regeln für Leichte Sprache nicht Bestandteil dieser Norm. Die allgemeinen Empfehlungen aus DIN ISO 24495-1 werden in diesem Dokument für die deutsche Sprache konkretisiert, teilweise zu Anforderungen angehoben und um relevante weitere Festlegungen ergänzt. Zuständig ist der Arbeitskreis NA 105-00-07-02 AK “Einfache Sprache” im DIN-Normenausschuss Terminologie (NAT).

    Einfache Sprache in der Technischen Redaktion

    Einfache Sprache ist näher an unserer Standardsprache und etwas komplexer als die Leichte Sprache. So können beispielsweise Nebensätze genutzt werden. Da Einfache Sprache – anders als Leichte Sprache – nicht die allgemeingültigen sprachlichen Standards ändert, sondern sich prinzipiell an alle richtet, bietet sie sich auch für die Technische Dokumentation an.

    Nutzerinformationen sind oft komplex und enthalten fachspezifische Begriffe, die für Nicht-Experten schwer nachvollziehbar sein können. Dabei ist es wichtig, dass die Informationen nicht nur Profis, sondern auch Laien wie Endnutzern zugänglich sind. Der Einsatz von Einfacher Sprache schließt diese Lücke und erhöht die Verständlichkeit und Zugänglichkeit von Informationen für ein breiteres Publikum. Inhalte werden so klarer, prägnanter und nutzerfreundlicher gestaltet und auch Personen mit geringeren Sprachkenntnissen oder kognitiven Einschränkungen können die Inhalte verstehen.

    Klare Anleitungen in Einfacher Sprache reduzieren zudem Missverständnisse und Bedienfehler, was besonders bei sicherheitsrelevanten Technologien entscheidend ist.

    Einfache Sprache in der Technischen Dokumentation fördert Inklusion, Effizienz und Sicherheit, indem sie komplexe Informationen für alle Nutzer verständlich macht. Sie ist aber kein Ersatz für detaillierte Fachdokumentation, sondern eine ergänzende Strategie, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen.

     

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